Text ruht bzw. wird noch einmal geschrieben.
Ich arbeite in einer Kantine, schon länger. Nicht immer klappt alles. Einmal habe ich einen Kollegen beschimpft und mit ihm die anderen Kollegen auch, weil ich mich von ihnen verraten fühlte. Dann bin ich in der Küche verschwunden und wollte alles hinschmeißen. Bis Paul nach hinten kam: „Anne, du kennst doch den Immo, der hat’s nicht so gemeint." Paul hat mir die Hand gereicht und ich bin wieder an Bord gegangen.
Der Palast stand dort, wo das Schloß stand. Jetzt steht das Schloß da, wo der Palast stand. Die Kuppel trägt ein Kreuz und wer drum herum läuft liest:
„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“
Der Kaiser lebt nicht mehr. Aber sein Schloß und sein Geist sind wiederauferstanden. Da das geht, obwohl das nicht geht, nehme ich das ernst. Deutschland bekennt sich zu seinen Panzern als fahrende Kreuzritter. Und wenn wir unterhalb der Kuppel entlang anderer Kulturen wandeln, dann stehen wir immer noch drüber.
Ich komme aus der Kaufhalle, leicht geschwächt durch einen Schnupfen. Kurz vor der Haustür fährt ein Junge mit seinem Rad haarscharf an mir vorbei. „Fotze!“, rufe ich. Er dreht um, bleibt vor mir stehen und fragt:
„Warum nennst du mich so?“
„Weil du so nah an mich herangefahren bist.“
„Aber ich habe dich nicht berührt.“
„Stimmt, aber ich habe mich erschrocken.“
Er reicht mir die Hand (so über den Lenker hinweg). Wir entschuldigen uns beieinander und wünschen uns noch einen schönen Abend.
Text wird neu geschrieben.
Im Sommer am Fluss an der Stelle mit dem FKK auf der Rinde eines am Ufer gewachsenen Baumes. Ich lehne mein Rad an und ziehe mich aus. Er hat mehr Klamotten. Er ist mit dem Motorrad da. Ankommen, schwimmen, abfahren. Als ich ihm noch einen schönen Abend wünsche, sagt er Feierabend. Da frage ich nach. Er ist S-Bahnfahrer. Und so gehen wir los.
Er arbeite nur noch wegen des Geldes. Ein von oben angekurbelter Gedankenaustausch wurde gleich wieder gestoppt. Der ganze Ärger sei da hochgekommen. Niemand mache mehr einen Hehl daraus, sich nach der Arbeit betrinken zu wollen. Früher hätten sie über Funk miteinander gesprochen, heute höre die Zentrale mit.
Über die Liebe und Beziehungen erzählen wir uns auch etwas. Nach drei Kilometern stehen wir vor seiner Haustür. Er stellt die Maschine ab. Da ist Schweiß auf seiner Stirn. Er heißt Wolfram und ich heiße Anne. Noch eine Zigarette, dann verabschieden wir uns voneinander, was ein bißchen komisch ist wegen der gerade erlebten Nähe.
Vor einer Zugreise bestellte ich am Backwaren-Stand einen Espresso und bekam einen Kaffee hingestellt. Ich hatte an diesem Morgen ein kaltes Herz und so sagte ich auch ganz kühl, daß das kein Espresso sei. Der junge Mann, der mir den Kaffee gemacht hatte, sah das anders. Ich wiederholte meinen Satz. Da haute er den Kaffee weg und stürmte aus der Bude, aber nicht weiter. Ich sagte nichts, war jedoch nicht mehr cool, sondern fast er. Seine Kollegin machte mir einen Espresso. Niemand in den beiden Schlangen drängelte.
„Det beste Leben hab′ ick doch; Ick kann mir nich beklagen, Pfeift ooch der Wind durch′s Aermelloch, Det will ick schonst verdragen.", lautet die erste Strophe im „Lied der Eckensteher“ von Adolf Glaßbrenner.
Was kann der Eckensteher was ich nicht kann? Einfach alles bleiben lassen. Immer nur ein Tag. Manchmal finde ich den Gedanken verlockend.
eine Leserin, Elisabeth Bauer, befürchtet, daß die anderen Leser etwas anderes denken könnten als sie. Wobei, darauf kommt sie gar nicht. Denn entweder denken wir wie sie oder wir wurden durcheinander gebracht.
hat sie Ihnen einen Brief geschrieben. Der Anlaß dafür war eine in Ihrer Zeitung stehende Nachricht der Deutschen Presse-Agentur.
Ich habe die Nachricht gelesen. Sie informiert mich über ein Telefongespräch zwischen Olaf Scholz und Wladimir Putin. Was dort ausgetauscht wurde, haben beide Regierungen jeweils öffentlich gemacht.
Elisabeth Bauer meint, Sie hätten besser aufpassen müssen und fordert nichts anderes als Zensur von Ihnen. Nur ist sie sich dessen anscheinend nicht bewußt bzw. hat sie kein Problem damit. Schließlich denken wir entweder wie sie oder wir sind „desorientiert“. Was Sie, die Journalisten, natürlich verhindern dürfen.
Zensur und Propaganda sind zwei Seiten derselben Medaille. Sie haben Ihren Brief als Gastbeitrag und „Warnruf“ veröffentlicht. Danke dafür!
Mit freundlichen Grüßen
Anne Wundrak
PS: Wie kommt sie (und nicht nur sie) darauf, daß die Wahrheit nur eine Perspektive hat?
Buster spielt Golf, um das Herz einer Frau zu gewinnen. Während er spielt, steht die Welt nicht still. Jemand bricht aus dem Gefängnis aus. Die Alarm-Sirene heult und weil sie stumm ist, kann sie auch klingeln, woraufhin Busters Sozius – sie sind mit dem Motorrad auf den Platz gekommen – eine Pause macht.
Buster bleibt am Ball und trifft sich selbst. Als er erwacht, steckt er in der Kleidung des geflohenen Häftlings. Jetzt wird er verfolgt. Nur nicht in dieser Szene: Da führt Buster seine Verfolger an, die parierend ihr Ziel, also Buster, vergessen, so daß er einen Vorsprung bekommt.
Warum ein Auto kapern, wenn er auch auf-, rein- und in ein anderes umspringen kann?
Das Tor, hinter das er flüchtet, gehört zum Gefängnis und die Frau vom Golfplatz ist die Tochter des Direktors (Have you done this just to be near me?). Sie kann ihren Vater nicht überreden, Buster am Leben zu lassen, jedoch schenkt ihr der Versuch eine Idee!
Beim Anblick des Galgens fällt Buster in Ohnmacht und steht wieder auf. Noch klopft sein Herz. Dann schütteln er und sein Henker sich die Hand. Buster bzw. Convict 13 wird gehängt. Aber das Seil ist elastisch, was den auf der Tribüne sitzenden Gefangenen gar nicht gefällt.
Buster klopft nun Steine und haut dabei seinen Aufpasser um. Er nutzt die Gelegenheit und ist auch gleich ein guter Wärter. Bis eine Revolte losgeht. Da möchte Buster am liebsten verschwinden. Das Ganze steigert sich zum Actionfilm.
Das doppelte Ende hat mich ein bißchen enttäuscht. Vielleicht war es ein Kompromiß, damit die Welt wieder in Ordnung ist.
Text ruht bzw. wird noch einmal geschrieben.
Text ruht bzw. wird noch einmal geschrieben.
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