Im Gang der Berufsfachschule für das Holzbildhauerhandwerk hing eine Vitrine mit mittelalterlichen Heiligenfiguren. Das kann ich hier lernen? Toll!
Mode, Werbung, Erotic – stand auf der Visitenkarte, die ich auf der Straße überreicht bekommen hatte. Das Geld für meine Ausflüge in die Cafés und Kinos der Stadt verdiente ich in einer Bäckerei. Im Kiosk nebenan arbeitete ein älterer Herr namens Anton, mit dem ich jeden Freitag Kuchen gegen Tabak tauschte.
Ich mochte ein kleines Café mit nur drei Tischen. Dorthin brachte ich einmal eine Freundin mit, die bestellte Ramazzotti auf Eis mit Zitrone und bekam ein Zitroneneis.
„Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ ließen mich nicht kalt, aber ich wollte auch nicht hin und sie trösten. Auf dem Weg vom Kino zurück nach Hause habe ich, vermutlich im Englischen Garten, meine Wollmütze verloren.
Die Geschichte meines Gesellenstücks steht auf einem anderen Blatt.
Seit zehn Jahren bediene ich das Kantinen- Karussell der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Mit dieser Arbeit oder auch Beziehung hat sich mein Ding mit der Kunst entwickelt. Jetzt entwickelt sich etwas anderes: „Am Ende dieser Entwicklung wird die Sinnstiftung, die Identität, die Heimat durch die Arbeit verlorengegangen sein. Die Zugehörigkeit zu Standorten, zu Firmen, die Gemeinschaft durch die Arbeit wird entwertet sein.“ („Es werde Stadt“, Dominik Graf, Martin Farkas, 2014)
Anne Wundrak // annewundrak@gmx.de // © all rights reserved